Samstag, 10. November 2012

Kopfschmerzen vs. Sportsucht

Die lang ersehnten Ferien dieses Jahres verbrachten wir letzte Woche in Punta Cana in der Dominikanischen Republik. Nach einem 10-stündigen Flug landeten wir schliesslich am Donnerstag 01.11.2012 um 2040 Uhr in Punta Cana. Nach einer ca. 30 Minütigen  Busfahrt kamen wir dann endlich in unserem Hotel am Bavaro Strand an. Ein tolles, grosses Hotel am angeblich schönsten Strand der ganzen Dom. Rep.
 
Die Ferien am Ende der Saison geniessen wir (Aline und ich) ausgiebig um auch die Zweisamkeit zu leben. Das heisst, dass ich (fast) keine Trainingskleider mitführe. Fast keine, ich hatte, wie immer, eine kurze Lauftight dabei, diese führe ich jeweils unter dem Motto: „Wenns der ablöscht secklisch eifach devo“ mit. (Und ich war froh hatte ich diese dabei).
 
Nein, ich musste weder von Aline noch von sonst einem wildgewordenen Tier weglaufen.
 
Vor den Ferien habe ich ein Buch gelesen wo unter anderem auf die Sportsucht eigegangen wurde. Darin wurde erwähnt, dass Entzugserscheinungen bei sportsüchtigen Menschen auftreten können und diese sich via, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen etc. manifestieren. Als ich diesen Abschnitt las schmunzelte ich und dachte, das müssen aber ganz kaputte Persönlichkeiten sein, welche unter dieser Sucht leiden. Wenn man soweit ist, dann hat man es geschafft, war meine etwas belustigende Überlegung.
Ich war der felsenfesten Überzeugung, dass ich ganz gut ohne Sport sein kann, zumindest eine Woche lang.
 
Zurück zu den Ferien.
 
Die ersten vier Tage hatte ich jeden Morgen Kopfschmerzen als ich aufwachte. Weiter erwachte ich jeweils mehrmals in der Nacht und fand keinen ruhigen Schlaf. Die Kopfschmerzen schob ich auf die laufende Klimaanlage im Hotelzimmer und der unruhige Schlaf dürfte wohl mit der neuen Umgebung zusammenhängen, so meine Gedanken. Am fünften Tag, brummte dann mein Kopf so stark, dass ich mir eine Kopfwehtablette genehmigen musste. Als wir dann beim Morgenessen sassen und Aline anschliessend eine Aerobic-Stunde besuchte, erinnerte ich mich an den gelesenen Artikel bezüglich der Sportsucht. Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit… ich wollte es nicht wahrhaben, ich und süchtig? Nein, niemals!
Ich entschied mich dann trotzdem die Lauftight überzuziehen und dem Strand entlang zu laufen. Diese Kopfschmerzen machten mir langsam aber sicher Sorgen, denn ansonsten habe ich sehr selten Kopfweh. Also setze ich auf meine „Medizin“. Ich lief schliesslich in Tight und T-Shirt gekleidet Barfuss dem Strand entlang. Nach 10 Minuten begannen bereits Teile meiner Fusssohlen zu brennen. Wenn mir nur die Füsse brennen dann ist mir das um einiges angenehmer als zu erwachen und mich das Gefühl beschleicht, dass mein Kopf während der Nacht ein Amboss war, der Non-Stopp bearbeitet worden ist. Lauf, Stefan lauf, so mein schmerzignoriender Gedanke… schon bald merkte ich, dass diese Aktivität mit hässlichen Blasen an den Füssen enden wird. Nach 20 Minuten legte ich einen Stopp ein um meine Füsse zu begutachten. Woooouuuuwwww… Mein Gedanke bei diesem Bild: „20 Minuten hin bedeutet mindestens 20 Minuten zurück“ :-/ 

Ich stellte fest, dass sich am grossen Zeh meines linken Fusses bereits ein „rotes Kissen“ (blutunterlaufene Blase)gebildet hat und der Zeh daneben auch schon etwas eine andere Farbe als üblich annahm… Mein linker Vorfuss, wies ebenfalls schon eine Blase auf und dies zudem unter der Hornhaut.
Soll ich nun diese knapp 5 Kilometer zurückschwimmen? Wohl eher nicht… Sind wir aus Zucker oder was? Das Stück wird nun zurück gelaufen, so meine eisenharter Gedanke. Wenn ich Joggen geh komme ich sicher nicht schwimmend „heim“…
 
Die letzten hundert Meter auf dem Rückweg kamen wir schliesslich ewig vor, zurückschauen mochte ich nicht, ich hatte schon lange das Gefühl eine Blutspur hinter mir herzuziehen. Zurück am Strandabschnitt unseres Hotels getraute ich mich beinahe nicht, meine Füsse zu begutachten. „Ich wette“, dachte ich, „der Sand hatte sich schon tief ins Fleisch gebohrt“.
Guck und staun. Nein, die Blasen waren zwar jeweils etwa so gross wie Zweifrankenstücke, aber noch geschlossen. Juhui…wenigsten das.
Also humpelte ich zurück ins Zimmer wo ich auf Aline traf. Mit den Worten, „Wie laufsch du denn?!“, wurde ich begrüsst. Ich kehrte mich wortlos um und zeigte ihr meine „Werke“. „Uiiiii , was hesch weder gmacht?“. „Be go seckle…“ so meine schmunzelnde Antwort. „Die darfsch jetzt aber ned ufsteche, sost hesch denn s’Gschenk“. Jawohl Mami, dachte ich mir. :-)
 
Also humpelte ich den Rest des Tages wie ein auf Eier rollender Artist durch die Hotelanlage. Am Abend dann der Griff zur Nadel. Wasser und Blut entwich, tut das gut.
 
Die Nacht darauf schlief ich wie ein Murmeltier und das Erwachen am Morgen …. HERRGÖTTLICH, Keine Kopfschmerzen!
 
Am Nachmittag dieses Tages sass ich am Strand und musste mir eingestehen, dass ich wohl doch so etwas wie Sportsüchtig bin.
Ich laufe mir in den Ferien die Füsse blutig damit der Endorphin-Junkie in meinem Kopf endlich Ruhe gibt. Kann es das sein? Vermutlich muss es so sein, ein Laster soll ja bekanntlich jeder haben.
Wobei ich mir noch immer nicht ganz eingestehen kann süchtig zu sein. Denn das Wort Sucht ist in meinen Gedanken etwas Negatives, etwas was man nicht steuern kann, etwas das einem in den Wahnsinn treiben kann.
 
So sei es und so akzeptiere ich es. Ihr lieben Raucher, nun weiss ich was es heisst süchtig zu sein. Ihr armen Kerle. Falls es euch genauso so geht und ihr eine Zigi als Lebensqualität erachtet, dann raucht weiter. Falls ihr aber auf der Suche nach einer anderen Sucht seid, versucht es mal mit der „Sucht“ Sport. Entgegen der Raucherei soll der Sport die Lebenserwartung gar erhöhen.
 
Der Junkie der es geschafft hat und der Meinung ist, dass er eine nicht ganz so kaputte Persönlichkeit ist wie er selber gedacht hat, hat für heute geschlossen.

 

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Rückblick auf die Saison 2011/12

Mein letzter Ernstkampf dieser Saison war der Hallwilerseelauf, das wurde mir jedoch erst diese Woche bewusst. Eigentlich hätte der Lucerne Marathon mein Abschluss darstellen sollen, dieser war jedoch bei meiner Anmeldung schon ausverkauft. Mir wurden von diversen Seiten Startnummern angeboten, ich hätte mich ummelden können. Die Angebote habe ich nicht angenommen. Vielleicht musste es so sein, dass ich keinen Platz mehr bekam und wenn ich die Wetterprognosen studiere, dann bin ich froh mich nicht angemeldet zu haben.

Nun aber zum Rückblick. Ich darf auf eine gute Saison zurückblicken, eine Saison die ich und das ist das Wichtigste, gesund und ohne Unfälle absolvieren und beenden konnte. Es war ein Sportjahr welches für mich erneut entscheidende Erkenntnisse mit sich brachte.
 
Wie viele meiner Blogleser wissen war mein Ziel die Qualifikation für die Ironman 70.3 Weltmeisterschaften in Las Vegas. Ein Ziel das ich formulierte, daraufhin arbeitete und es auch kundgetan habe. Ich wusste zum Vornherein, dass dies etwas gewagt ist, denn  für die Qualifikation braucht man einiges an Glück und man ist zum grössten Teil auch von seinen Mitstreitern abhängig. Ich ging davon aus, dass in meiner Kategorie drei Athleten  nach Las Vegas reisen dürfen. Diese Annahme wurde knapp eine Woche vor dem Wettkampf in Luft aufgelöst, die Organisatoren entschieden, auf Grund der vielen Ironman 70.3 Anlässe auf der ganzen Welt, dass nur ein einziger Athlet in meiner Altersklasse zur WM fahren darf. Dies hat mir einige Tage vor dem Wettkampf einen (massiven) psychischen Dämpfer verpasst. Dass ich diesen Wettkampf gewinnen könnte, das habe ich mir nie eingebildet. Meine Leistung in Rapperswil war trotzdem gut, ich konnte meine Bestzeit vom Vorjahr um 10 Minuten verbessern. Gereicht hat es trotzdem nicht...
 
Während der vergangen Saison konnte ich auch schöne Erfolge erzielen, ich erinnere mich spontan und sehr gerne an den Intervall Duathlon in Zofingen. Am Schluss dieses harten Wettkampfs konnte ich auf das Podest steigen und den zweiten Rang feiern. Ein empfehlenswerter Wettkampf in und um Zofingen. Apropos Zofingen, auch dieses Jahr nahm ich am Powerman über die Longdistance teil. Im Nachhinein, ein Fehler die lange Distanz in Angriff zu nehmen, ich hätte mich besser über die Kurzdistanz gejagt. Ich bin rein von meinen physischen Voraussetzungen her nicht für solche „extremen“ Distanzen geschaffen worden, dies musste ich dann unter schmerzhaften Krämpfen erfahren. Ich wollte mir mal wieder selbst etwas beweisen. Ich denke jeder von uns kennt dieses Gefühl.
 
Als weiterer Höhepunkt, war bestimmt der Gigathlon 2012, welcher ich im Couple mit Uschi Dätwyler bestritt. Ein Event der als Breitensportanlass gepriesen wird, dieses Jahr aber alles von den Gigathleten abverlangte. Der erste Tag Temperaturen jenseits der 30°C, der zweite Tag dann das Gegenteil, strömender Regen und tiefe Temperaturen. Ich weiss noch im Ziel sagte ich, dass ich die Euphorie welche dieser Wettkampf bei einigen Athleten auslöst, nicht zu mir übergeschwappt sei. Im Nachhinein hat sich die Sichtweise etwas relativiert. Eine Euphorie, dass ich mir gleich das Gigathlon-Logo tätowieren lassen würde, wurde in mir nicht ausgelöst. Vielmehr schätzte ich den kollegialen und hilfsbreiten Umgangston am Anlass selber. Das ist wirklich eindrücklich!
 
Jeden einzelnen Erfolg möchte ich nun nicht weiter erwähnen, dazu dient die Rubrik „Erfolge“.  Für mich immer wieder erstaunlich, dass man auch nach über 20 Jahren mehr oder weniger leistungsorientiertem Sport immer wieder neue Dinge und Erkenntnis für sich gewinnen kann um sich so als Sportler und Mensch weiterentwickeln zu können. Solange ich meine Leistungen, sportlich oder beruflich, objektiv, kritisch zu analysieren vermag, ist der Weg nicht absolviert und das Ziel noch nicht erreicht! Damit will ich sagen, dass die Motivation und die „Gier“ nach sportlichen Erfolgen und Höchstleistungen nach wie vor in mir brennt.
 
Zuerst werde ich aber mit meiner Freundin, Aline, eine Woche Ferien an der Wärme verbringen. Erst danach werde ich mich mit der Planung der neuen Saison befassen.
(Was jedoch bereits sicher ist, der Start am Silvesterlauf in Zürich wird der Startschuss für eine (hoffentlich) erfolgreiche Saison 2012/13 werden). 
 

Ich bedanke mich bei euch, liebe Familie, Verwandte, Freunde, Bekannte und den zahlreichen“ Facebook-Likern“ für die Unterstützung der vergangenen Saison und hoffe, dass ihr weiterhin am Ball bleibt und ich euch mit meinen Blogbeiträgen nicht langweile!(?)

 

Montag, 15. Oktober 2012

Hallwilerseelauf 2012

Am vergangenen Samstag, 13.10.2012, fand der Hallwilerseelauf in Beinwil am See statt, ein Laufanlass über die Halbmarathondistanz. Ich entschied mich dieses Jahr im Startblock A zu starten, das heisst, mich unter die Läufern zu mischen, die beabsichtigten die Distanz unter 1:20.00 Std. zu laufen.
Die Strecke um den Hallwilersee verläuft grösstenteils auf Naturwegen und bietet teilweise beinahe keine Überholmöglichkeiten, deshalb ist ein Start in den vorderen Regionen des Feldes empfehlenswert.
 
Der erste Kilometer führt flach von Beinwil am See in Richtung Mosen, gefolgt von einem ca. 1.5 - 2 km abfallenden Teilstück, bevor es dann leicht ansteigend in Richtung Aesch weitergeht, vorbei am Restaurant Seerose zum Schloss Hallwil und wieder zurück ins Ziel nach Beinwil am See.
Nun aber mal der Reihe nach. Nach dem Startschuss legte die Äthiopische Armada gleich so richtig los und marschierte vorne weg, so dass man am Anfang noch ihre Fersen wahrnehmen konnte und schon bald waren sie für mich ausser Sichtweite. Irgendwie deprimierend. Der Rest des Startblock A wurde durch dieses Tempodiktat in zwei Teile gerissen, ich befand mich hechelnd am Schluss der ersten Gruppe.
 
Die ersten drei Kilometer dieses Laufes sind extrem schnell und bergen die Gefahr, dass man das Rennen zu schnell angeht. (Das musste ich vor einigen Jahren als Rookie auf dieser Strecke leidvoll erfahren. Aus Schaden wird man klug, oder wie heisst es so schön? Könnte man meinen…)
 
Nach dem ersten Kilometer schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass der erste Km in 3.21 min. zurückgelegt wurde. Ein anständiges Tempo... Dann folgte das abfallende Teilstück und es wurde munter drauflos gelaufen was die Beine noch zu halten vermochten. Schlag auf Schlag, Tritt auf Tritt „sprinteten“ wir Richtung Mosen. Die Atemzüge wurden nicht nur tiefer sie wurden auch schneller. Es war beinahe so als hätte sich die Atemfrequenz der Kadenz der Beine anpassen wollen. Nun kam der Moment wo ich ein erstes Mal an das Überpacen dachte.
 
Blick zurück, die Verfolgergruppe hatte ca. 50 Meter Rückstand. Ich entschied mich dann so „locker“ wie nur möglich mitzulaufen. Einfacher gesagt als getan.
Ob das wohl geschickt ist fragte ich mich ein-, zweimal. Komm lauf schon, das wird schon schief gehen sprach ich mir ins Gewissen. Das Ding beissen wir heute zu Ende, alles oder nichts, top oder flop.
 
So kamen wir schon bald auf den idyllischen aber schmalen Uferweg in Richtung der beiden Wirtshäuser, Seerose und Delphin. Beim zweit genannten befand sich die 10km Markierung. Als ich diese Markierung passierte fühlte ich mich noch relativ locker. Der Blick auf die Uhr liess mich dann aber Bauklötze staunen, 36:45 min. Ououou das ist etwas sehr schnell, flimmerte es mir durch meinen Kopf, diese negativen Gedanken liess ich gleich wieder fallen und konzentrierte mich auf den weiteren Verlauf der Strecke.
 
Kurz darauf, bei Km 12 machten meine Beine dann nicht mehr wirklich das was ich gerne von ihnen verlangt hätte, der Schritt verkürzte sich wie von Geisterhand massiv. (Bildlich gesprochen, es klopfte an meiner Tür und ein gewisser Hammermann gab sich zu erkennen). Nun begann also bereits bei Km 12 die Kämpferei. Ich glaubte jedoch noch immer an eine temporäre Baisse. Diese Baisse hielt jedoch länger an als mir lieb war. Fortan lief ich in meiner Komfortzone und konnte diese bis zum Ende des Rennens nicht mehr verlassen.
 
Mit Komfortzone meine ich, dass ich ein Tempo anschlug in welchem ich eigentlich stundenlang hätte weiter joggen können. (Dies natürlich in der Hoffnung, dass ich mich etwas erhole und nochmals an Tempo zulegen könnte).
 
Leider erholte ich mich auf dem leicht coupierten Schlussteil vom Schloss Hallwil in Richtung Beinwil, wie bereits erwähnt, nicht mehr.
 
Das Ziel erreichte ich in einer Zeit von 1:22.41. Diese Zeit ist zufriedenstellend, nicht mehr und nicht weniger. Ich denke aber, dass noch einiges mehr drin gelegen wäre, hätte ich die erste Streckenhälfte nicht dermassen überzogen.
 
Fazit des Hallwilerseelaufs: Positiv empfand ich, dass ich den Lauf ohne irgendwelche Gelenk- oder Muskelschmerzen beenden konnte. Damit möchte ich sagen, dass mein Formstand und die Vorbereitungen nicht ganz falsch waren.
 
Als nicht ganz so positiv betrachte ich meine sogenannte Komfortzone. Das Tempo in dieser Zone ist für mein Empfinden noch einiges zu langsam oder dann das Stehvermögen und die Tempohärte noch zu wenig ausgeprägt um gar nicht erst in diese Zone gelangen zu müssen.
 
Somit habe ich auch an diesem Wettkampf etwas gelernt und weiss woran ich weiter arbeiten muss.
 
Und übrigens, der Hammermann welcher bei Kilometer 12 erbarmungslos zugeschlagen hat, mit diesem bin ich nun per Du. Wenn man ihn einmal kennengelernt hat ist dieser gar nicht mehr so schlimm. Obwohl unter einer angenehmen Begegnung verstehe auch ich etwas anderes.
Ich hoffe, dass wir einander bis zur nächsten Begegnung wieder vergessen haben und uns erneut mit dem Sie begrüssen können.

 

Freitag, 5. Oktober 2012

So stell ich mir das Leben vor

Der heutige Herbsttag war wie gemacht für eine tolle Bikeausfahrt. Aber zuerst der Reihe nach.
 
Morgens um 0900 Uhr öffnete sich einer meiner Augendeckel und liess so für mich den Tag beginnen. Ich schleppte mich schlaftrunken an den Esstisch und schlang das Frühstück herunter.
Ein Blick nach draussen offenbarte mir, dass der Herbst nun endgültig Einzug gehalten hat, Nebel. Ab und zu war jedoch ein blauer Fetzen vom Himmel zu sehen. Ich hoffte, dass der Nebel auf die morgendliche Müdigkeit zurückzuführen sei und nur vor meinen Augen sich breit machte. Einen kühlen Waschlappen später, welcher Körper und Geist endgültig aus den Träumen riss, war der Nebel noch immer nicht verschwunden. Abwarten und Tee trinken, nicht ganz.
 
Da die Wetterfrösche um Herr Bucheli hervorragendes, mildes Herbstwetter für heute Prophezeit hatten, stand mein Entschluss schon lange fest, dass ich heute meinen Hintern auf das Bike schwingen würde. Also liess ich kurzerhand den Nebel Nebel sein und suchte mir eine interessante Bikestrecke im Internet.
 
Nach einer kurzen Recherche im World Wide Web, fand ich eine Tour welche über die Juraanhöhen führen sollte. Klick, und schon war mein Garmin Oregon mit den erforderlichen Daten gefüttert.
 
Kurz vor Mittag verflüchtigte sich der Nebel und die Sonne konnte sich endlich in ihrer vollen Pracht präsentieren.
 
Na dann legen wir los… Mein Weg führte mich von Anglikon, via Wildegg in Richtung Gisliflue. Ich nehme es gleich vorne weg, ich war noch nicht auf diesem Gipfel, kenne diesen nur von Fotos aus dem Facebook.
Mein Blick schweifte über die bereits wie in Farbe getünchten Wälder. Da ich gedankenverloren durch die Landschaft huschte, kam es hi und da vor, dass ich etwas vom geplanten Weg abkam. Mein Garmin Navi, half mir jeweils wieder auf den eigentlich geplanten Weg zurück zu finden. Nach einem längeren aber doch gut fahrbaren Anstieg schob ich mein Rad die letzten 50 Meter zum Gipfel.
So da bin ich nun… Schöne Aussicht, leider etwas dunstig heute, waren meine Gedanken. Nach einer Widmung im Gipfelbuch und einer kurzen Verpflegungspause stürmte ich in Richtung Homberg bzw. Staffelegg. Die Abfahrt war teilweise mit nassen Wurzeln und grossen Steinen versetzt und erforderte die volle Aufmerksamkeit. 
Schon bald überquerte ich die „Passstrasse“ auf der Staffelegg und rollte weiter in Richtung Norden. Schon bald wusste ich nicht mehr wirklich wo ich war. Einfach nur dem Navi folgen, der Endpunkt dieser Tour wird sich direkt vor deiner Haustür befinden, erinnerte ich mich.
 
Nach einer Weile fuhr ich dann an einer Besenbeiz, dem Sentenhof, vorbei. Eine einladende Atmosphäre, eigentlich wäre ich gerne kurz hingesessen und hätte mir einen Nussgipfel und eine Cola genehmigt, aber die bereits tiefstehende Sonne und ein Blick auf den Kilometerstand, zeigten mir an, dass noch ein ganzes Stück Arbeit vor mir liegt. Also flitzte ich weiter.
Nach einem letzten Anstieg kam eine etwas längere Abfahrt. In dieser Abfahrt hörte man nur das Summen der Räder und das Knattern des Freilaufes auf der Hinterradnabe. Links und rechts die Bäumreihen mit den grün-gelben Blättern hin und wieder ein Sonnenstrahl der den Weg durch das Laub bis in mein Gesicht fand, HERRLICH!
 
Etliche Singletrailabfahrten und knackige Anstiegen später, fand ich mich irgendwann auf dem Bözberg wieder. Stopp!  Ein Blick über die Aare welche sich wie ein Teppich zu meinen Füssen auslegte musste einfach sein. Über mir zwei Mäusebussarde welche ihre Kreise zogen und dabei wohl auf der Suche nach ihrem Nachtessen waren. Was soll ich sagen? Überwältigend…

 


 

Meine Reise ging anschliessend weiter nach Schinznach, vorbei an den, durch die Luft pfeifenden, Golfbällen. Schliesslich in Scherz angekommen entschied ich mich noch für einen kurzen Abstecher zum Schloss Habsburg, ein bisschen Kultur schadet nie. Ich sprintete den Schlossberg hoch und kam keuchend auf der Restaurantterrasse an. Die Leute hinter ihren Kaffeschalen und Coupgläsern musterten mich von oben bis unten. „Ja ich weiss, ich bin dreckig und keuche wie ein Pferd“, dachte ich mir. Nach einem Blick über die A3 in Richtung Basel, machte ich mich dann endgültig auf den Heimweg.
 
Nicht ganz, ein Umweg durch das Birretholz, umgangssprachlich auch „Schwulenwald“ genannt, nahm ich noch unter meine Räder und hoffte insgeheim zwei oder gar mehrere „Waldarbeiter“ bei ihrer Arbeit zu „stören“. ;-) Die Kontrollfahrt verlief allerdings ohne Ergebnis…
 
Nach genau 70km hielt ich ein letztes Mal an. Ich befand mich zu Hause vor dem Garagentor. Bevor ich das Tor öffnete, liess ich diese wunderschöne Tour noch einmal Revue passieren. Müde, mit leeren Beinen und schlotternden Knie, schloss ich dann das Tor auf und konnte mit einem zufriedenen Lachen im Gesicht mein Rad parkieren.
 
Nach einer wohltuenden Dusche genoss ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf unserem Balkon und erwischte mich dabei, dass ich bereits wieder am Schmieden von neuen Bikeausflügen war.
 
Ich versuchte mit dieser Schilderung meine Faszination und Freude an der Bewegung in der freien Natur zu beschreiben. Obwohl, Gefühle zu beschreiben für das es eigentlich gar keine Worte gibt, ist beinahe unmöglich.
 
Der heutige Tag entspricht meiner Vorstellung nach, der ultimative Lebensqualität! !!!Zur Nachahmung empfohlen!!!
 
Diesen Blogeintrag schliesse ich mit den Worten:
„Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah…“

 

Donnerstag, 27. September 2012

Fazit meiner Pensumsreduktion

Wie dem aufmerksamen Leser meiner Blogbeiträge nicht entgangen sein dürfte, habe ich das letzte halbe Jahr, von März bis Ende August, lediglich 80% gearbeitet. Die Reduktion meines Arbeitspensums war das Beste was ich seit meiner Berufstätigkeit gemacht habe.


Die Reduktion des Arbeitspensums brachte mir die unbändige Freude am Sport zurück!
 
Wieso kam die Freude zurück? Bei meinen vorgegebenen Arbeitszeiten musste das Training jeweils über Mittag hinein gequetscht werden oder musste dann spät abends erfolgen. Dies hatte zur Folge, dass dem Training häufig ein Kampf mit dem inneren Schweinehund vorausging oder dann während dem Laufen oder Schwimmen stets die Uhr im Blick gehalten werden musste um den Arbeitsbeginn nicht zu verpassen. Das schränkte meine Sportsfreude, meiner Empfindung nach, zu stark ein.
 
Welche Vorteile resultierten aus der Reduktion? Auf Grund der Reduktion hatte ich nicht nur mehr Zeit fürs Training, ich hatte auch mehr Zeit für die Erholung und vor allem hatte ich noch Zeit um soziale Kontakte zu pflegen. 
 
Wieso die Reduktion des Arbeitspensum? Um so etwas wie konkurrenzfähig zu sein, sah ich mich gezwungen mein Pensum zu reduzieren und somit einen Lohnausfall hinzunehmen. Dies nahm ich gerne in Kauf, denn der Zugewinn an Freizeit und somit an Lebensqualität ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Weiter gibt mir der sportliche Erfolg dieser Saison die Bestätigung, dass der Aufwand, der Lohnausfall und die etwaige Schinderei in den Trainings, sich gelohnt haben.

 

Fazit: Das letzte halbe Jahr machte Spass, ich konnte mich meiner Leidenschaft widmen und durfte das Arbeitsleben von einer anderen Seite kennen lernen. Zuvor hatte ich das Gefühl, dass mein Leben beinahe nur noch aus arbeiten und trainieren bestand, was über längere Zeit zwangsläufig zu Ermüdungserscheinungen und Motivationsproblemen geführt hätte.

 

Wie geht’s weiter? Ich habe mich entschieden, die Saison 2013 nochmals mit Vollgas in Angriff zu nehmen und strebe in der „neuen“ Kategorie (M30-34), in welcher ich starte, die Qualifikation für Ironman 70.3 Weltmeisterschaften in Las Vegas an. (Es sei vorne weggenommen, dass ich dieses Jahr mit meiner erreichten Zeit in Rapperswil hätte zur WM fahren können…)
 
Was werde ich ändern? Das Training auf die kommende Saison hin wird nochmals intensiviert, nicht unbedingt was den Umfang betrifft, ich versuche viel mehr an der Qualität der Trainings zu arbeiten. Ich werde mich nochmals eine Saison lang „schleifen“ und hoffe somit meine Ziele zu erreichen.
 
Natürlich bin ich auf meinen Arbeitgeber angewiesen und hoffe, dass das erneute Gesuch um Reduktion meines Pensums bewilligt wird. Mit der Bewilligung des Gesuches könnte meine Motivation an der Arbeit mindestens aufrecht erhalten werden.

 

Es tut mir leid, ich kann nicht kürzer treten bevor ich mir gesteckte Ziele nicht erreicht habe! Schlicht unter dem Motto: Death before (DNF) Did not finish... Sorry

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